ich hab’s geschafft!
Im zarten Alter von 58 Jahren war ich heute zum ersten Mal im Leben auf einer der großen und berühmten Automobilausstellungen, dem Salon d’Automobile in Genf. In dieser Hinsicht bin ich also keine Jungfrau mehr. In anderer Hinsicht habe ich heute nochmals meine Jungfräulichkeit verloren. Zum ersten mal seit ich in Genf bin (1 ½ Jahre), habe ich einen öffentlichen Nahverkehrsbus benutzt. Zum Auto-Salon fährt man nämlich am Besten nicht mit dem Auto.
Mit CHF 14.- (etwas weniger als € 10.-) ist der Eintritt recht preiswert, wenn man bedenkt, dass in der Schweiz fast alles teuer ist, in Genf fast alles sehr teuer. Ich hatte für mich, meine Frau und meine jüngste Tochter Einladungen einer Firma, der Eintritt hat somit nicht „gejuckt“ – hätte ich zur Not auch selber bezahlt.
Ich werde Euch nicht beschreiben, welche Autos es da gibt und was neu ist. Das steht in vielen Zeitschriften und auf vielen Websites. Was eindrucksvoll ist, ist dass sich Stand an Stand reiht und die riesigen Messehallen bei Öffnung der Messe blinken und blitzen voll der neusten und schönsten Autos. Wenn man sich drei Stunden später aus der Messe herauskämpft, sieht man das alles nicht mehr, denn es wimmelt nur noch die Masse Mensch, die die Autos umfließt und verdeckt. Vor vielen Autos, die nicht abgesperrt sind, bilden sich Schlangen von Menschen, die Probesitzen möchten. 10 – 20 Sekunden Probesitzen, dann anstehen am nächsten Auto. Das ist für viele Messebesucher die Routine.
Eine andere Routine ist das Knipsen der Autos mit der Digital-Kamera oder Foto-Handy. Ich will nicht zu sehr darüber lästern, weil ich es auch gemacht habe. Aber die schon eindrucksvolle Menge von Autos wird bei weitem in den Schatten gestellt von der Menge der Digitalkameras, die mit der typischen Handbewegung, die an leicht Weitsichtige erinnert, den Autos entgegengereckt werden. Die meisten Fotos sollen nur das Auto zeigen, die anderen Auto mit Person davor (Freundin, Frau, Sohn, Tochter, Enkel, Spezi etc.). Da laufen dann immer andere ins Bild. Es spielen sich wahre Foto-Dramen ab….
Zwischen den Autos sind junge Männer in modischen Anzügen mit gegeelten Haaren, die gelangweilt aus der Wäsche gucken. Wenn man sie anspricht and was fragt, knipsen sie ein freundliches Gesicht an und stehen Rede und Antwort. Bewundernswert, wie die das können. Ich würde nach einen halben Messetag handgreiflich werden… Außerdem gibt es noch jüngere Männer, die auch alle gerne modische Anzüge und gegeelte Haare hätten, die aber noch zu jung dafür sind. Die müssen mit feuchten Lappen, Sprayflaschen und Staubmops die Autos immer wieder abwischen und die Spuren entfernen, die die Besucher mit ihren Fettfingern auf den stromlinienförmigen Superchromebabies hinterlassen haben. So richtig knackige Standhostessen gibt’s kaum (noch?). Ich hatte gehofft so ein paar von diesen Volksausgaben des Boxenluders zu sehen – Fehlanzeige!
Was bleibt mir in Erinnerung? Richtig gut gefallen hat mir die Studie Saab AeroX. Sehr schön! Härtester Kontrast dazu: Tata (das ist der Autohersteller in Indien) hat auch eine Studie auf dem Stand, bei der alle Türen liebevoll mit Tesafilm zugeklebt waren. Auch über jede Türklinke ein Streifen Klebeband. Das sieht vielleicht verboten aus! Bei Lada (Russland) ganz hinten im Eck der Nachbau des Fiats, auf dem ich 1967 Fahrschule gemacht habe. Der saust noch zu zehntausenden über Moskaus Strassen und heißt dort Moskwitsch. Nostalgie pur!
Der neue große Jeep von Chrysler ist ein bisschen Volks-Hummer, der neue Opel GT gefällt mir gut. Was noch? Weiß nicht mehr, verschwimmt mir vor den Augen…Natürlich jede Menge flache Flitzer, die Männerherzen höher schlagen lassen. Irgendeiner stand da mit einladend geöffneten Flügeltüren. Mit den Augen nahm ich Maß am Türausschnitt. Ich glaube, wenn ich unter meinen Esstisch krabble, ist das noch bequemer, als in diese Flunder zu kriechen.
BMW ist natürlich besonders zu erwähnen. Auf dem Stand der X3 ganz in weiß (auch Stossstangen), Türschweller diskret abgedeckt mit einer abgerundeteten Leiste, die weniger vorsteht als das Original. Weil alle den X3 in schwarz nehmen, wegen der Stossstangen, wirkt der weisse X3 ungewöhnlich, aber sehr freundlich. Erinnerte mich so in weiß entfernt an eine Braut im Hochzeitskleid. Aber zu bedauern, bei all dem schwitzigen Kerlen, die Sitzprobe machen wollten. Von Face-Lift im Herbst wusste die Stand-Mannschaft „offiziell“ nichts.
Wer sein neues Auto auf dem Salon sucht, wird es da nicht finden. Es stehen einfach zu viele Autos herum. Muss man „den Salon“ gesehen haben? Einmal im Leben schon, so wie die CeBit, das Deutsche Eck und das Herrmanns-Denkmal. Danach weiß man Bescheid. Was war das Schönste? Man hört im Automobil-Salon viel mehr Schweizer-Deutsch, als in Genf auf der Strasse. Es macht einem warm ums Herz…
Aus dem Hause Saab
Aus dem Hause Ferrari
Aus dem Hause Opel
An anderer Stelle hatten wir über den Hummer gelästert und gefragt „Wo der Hummer hängt?“ Die Antwort war: „On the rocks!“ Jetzt die nächste Frage: „Wer hängt auf dem Hummer?“
Richtig, es ist Euer Salzburger nach dem Besuch des Genfer Automobilsalons.
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