wie bereits angekündigt bin ich neben dem neuen X3 20dA (Details siehe http://www.x3-treff.de/showthread.php?t=6020) auch den XC60 (den älteren DRIVe, also 5zylinder Diesel mit 175PS, aber zum Vergleich auch den D5 Automatik in einem nagelneuen V60) sowie den Q5 2.0tdi Probe gefahren. Alles innerhalb von 1,5 Wochen. Hier meine Eindrücke hinsichtlich eines Vergleichs. Vollständigkeitshalber müsste noch der GLK erwähnt werden, den bin ich vor ein paar Monaten gefahren, der schied aber wegen des wesentlich geringeren Platzangebots aus. Designfragen lasse ich mal außen vor, das ist ja bekanntlich einfach eine Geschmackssache. Sorry wenns ein wenig länger wird, aber es sind ja immerhin 3 Wagen die hier verglichen werden. J Ach ja, mein Hintergrund: Fahre derzeit den alten X3 20d HS und hatte davor einen Audi A4 Avant alt 6zylinder Diesel, Volvo ist mir als Marke sympathisch. Kurz: Ich bin allen drei Marken gegenüber offen.
Raum, Platz
Gleich vorweg: Alle drei Autos bieten einiges an Platz. Q5 und X3 sind auf den Vordersitzen etwas luftiger da die Frontscheibe nicht so flach steht wie beim XC60. Wobei sich der BMW wie immer etwas mehr nach Maßanzug anfühlt. Der sitzt dann aber auch, beim Q5 ist mir die Armauflage an der Fahrertüre viel zu niedrig, das ist unangenehm. Auf den hinteren Sitzbänken bietet der X3 die meiste Kniefreiheit, aber auch XC60 und Q5 sind hier bequem ausreichend. Kofferraum ist beim XC60 deutlich länger, aber auch flacher wegen des hohen Bodenniveaus.
Materialanmutung und Qualitätseindruck
Ist beim X3 sehr gut (über den Ausrutscher mit der unteren inneren Türabdeckung wurde schon hinlänglich berichtet). Ebenso beim Q5, insgesamt ist der X3 diesbezüglich vielleicht eine Spur überlegen, es geht hier aber nur um Nuancen und vieles ist eine Geschmacksfrage (schön z.B. die dunkelrote Armaturenbeleuchtung des Audi). Auch der Volvo hat einen hochwertigen Innenraum, kommt aber nicht ganz an das Audi, BMW Niveau ran (etwas fragil wirkender Blinkhebel, Hartplastik um Armaturen etc.). Die Gestaltung der Anzeigen rund um die Tachoeinheit (Tacho, Blinker usw.) und den Screen in der Mitte (Grafik von Radiobedienung etc.) ist beim Volvo ziemlich einfach gehalten, auch die Nachtansicht haut einen nicht um. Sehr angenehm fühlt sich das Lenkrad des Volvo an, Respekt, das feine Leder ist haptisch dem von Audi sehr ähnlich. Toll die Leder-Alcantara-Sportsitze im Audi, für mich das beste/schönste Gestühl im Vergleich der drei. Die Tachoskalierung des Audi bis Tempo 280 ist bei einem 2.0tdi nicht nur Ausdruck eines gewissen Größenwahns, sondern auch sehr unangenehm da der Tacho noch dazu nur dreiviertel des Kreises nutzt (also von 06:00 im Uhrzeigersinn bis 03:00) – man muss also lang und genau hinsehen um erkennen zu können wie schnell man genau unterwegs ist.
Generell ist der Qualitätseindruck beim X3 top. Bei Volvo und Audi mit etwas Schatten. Beispielsweise ist das Handschaltgetriebe des XC60 bei weitem nicht so präzise und knackig wie das des BMW. Auch war der Testwagen nicht ganz fehlerfrei – so wurden angegurtete Passagiere auf der Rückbank angezeigt – obwohl die Rückbank leer war. Der Q5 ist prinzipiell sehr solide und wirkt wie aus einem Guss. Dennoch schepperte beim Testwagen etwas in der Beifahrertüre, das Lenkrad quietschte beim Drehen und die Bremsen knarzten beim langsamen Anfahren und kurz vorm Sillstand beim langsamen Bremsen. Sowas schafft naturgemäß nicht extrem viel Vertrauen. Kein Fehler aber vermutlich Gewöhnungssache ist die Lenkcharakteristik des Audi. Sehr angenehm leichtgängig im geringen Geschwindigkeitsbereich, verhärtet sie sich bei zunehmendem Tempo sehr stark. Flotte Autobahnauf- und Ausfahrten benötigen unnötigen Kraftaufwand beim Lenken.
Fahrwerk
Alle drei Fahrzeuge wurden mit dem Normalfahrwerk gefahren. X3 und XC60 nehmen sich nicht viel, sind erstaunlich ähnlich im Gesamteindruck. Beide erlauben einen schönen Fahrkomfort und sind dennoch straff genug. Gut gelungen!. Der Q5 ist etwas straffer, das muss man mögen. Für mich – in Gewohnheit des alten X3 – würden alle drei gut passen.
Antrieb
Der 20d vom X3 ist ein feiner, moderner, spritziger Vierzylinderdiesel. Die neue 8 Gang Automatik gehört sicher zum Allerbesten, was man diesbezüglich zur Zeit am Markt bekommt. Zusammen ergibt sich beim X3 damit ein toller Antrieb. Mit dem typischen 4-Zylinder-Klang muss man halt können, der ist zwar recht gut weggedämmt, aber dennoch klar zu erkennen. Beim XC60 Licht und Schatten. Zum Positiven gehört der Klang und die enorme Laufruhe des 5zylinders vor allem im langsamen Bereich (Stadtverkehr). Da wirkt er wie ein richtig großer Motor, im Stand und im Stop and Go ist er praktisch nicht oder maximal mit einem sehr dezenten dunklen Grollen wahrnehmbar. Selbst in der Tiefgarage bei offenem Fenster nimmt man nur ein sattes Grummeln wahr. Toll! Gibt man allerdings ordentlich Gas, dreht sich der Vergleich mit dem X3. Der 5Zylinder röhrt mit seiner typischen Klangcharakteristik - und das ist durchwegs sympathisch – los, neigt bei zunehmender Drehzahl dann aber auch zunehmend zum Dröhnen. Im XC60 deutlich mehr als im V60, mehr Resonanzraum vermute ich. Beim X3 tritt der Motorklang mit zunehmendem Tempo dafür immer mehr in den Hintergrund.
Der Audi bietet hier die für mich größte Überraschung, nämlich vor dem Hintergrund dass er einen Vierzylinder besitzt. Der ist nämlich wirklich hervorragend weggedämmt. Im Stadtverkehr kaum wahrnehmbar und wenn dann mit einem deutlich tieferen Ton als der X3, angenehm! Beim Ausdrehen klingt er eher wie ein Benziner, Laien werden den Diesel im Audi nicht erkennen.
Man kann nicht sagen, die Volvo Geartronic (Automatik) wäre schlecht, nein. Eigentlich ist es ein angenehm zu fahrendes Getriebe. Im Gegensatz zur BMW 8 Gang Automatik fällt es aber deutlich ab. Gangwechsel fallen beim Volvo zwar meist, aber nicht immer völlig ruckfrei aus. Steigt man aufs Gas spannt sich das Gummiband des Wandlers und fast wie nach alter Ami-Art wird das Drehmoment des Motors von unten heraus bemüht (welches dann aber auch mächtig kommt). Aufs Runterschalten jedenfalls muss man warten, und zwar lange. Ganz anders bei BMW, hier fallen die Gangwechsel blitzschnell, äußerst präzise und völlig ruckfrei aus. Perfekt. Da werden sogar semi-sportliche Charaktere bedient. Ist man allerdings ein Cruiser – und das passt ja an sich gut zum Volvo generell – dann wird man auch mit der Geartronic zufrieden sein. Sofern man nicht viel Wert auf einen geringen Verbrauch legt. Realverbräuche kann man in einer Probefahrt natürlich nicht feststellen, aber aufgrund von Spritmonitor-Angaben, Erfahrung etc. erwarte ich bei meinem Fahrprofil (recht viel Stadt, ansonsten Autobahn, wenig Überland) einen satten Mehrverbauch von etwa 1,5 - 2 Liter auf 100km beim D5.
So positiv der Eindruck vom Audi-Motor war, so enttäuschend war er von der Audi Steptronic sowie von der Performance des Audi-Antriebs insgesamt. Die Schaltung arbeitet zwar im Wesentlichen ruckfrei und unauffällig. Will man aber rasch Leistung abrufen (z.B. schnelles Einreihen auf die linke Autobahnspur) stellt man sich besser vorerst einmal auf eine unendlich wirkende Nachdenkphase des Getriebes ein. Und wenn man dann langsam beginnt, bereits etwas nervös in den Rückspiegel zu blicken, macht der Wagen plötzlich einen Satz nach vorne, in einer Art, dass man aufpassen muss dem Vordermann nicht gleich „aufzuspringen“ (so man sich z.B. zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz auf der linken Spur befindet). Sehr unangenehm diese Off-On-Charakteristik, vielleicht gewöhnt man sich mit der Zeit daran und passt sein Timing entsprechend an. Außerdem hält die Automatik den Q5-Motor beim Dahingleiten (z.B. beim 80 – 100km/h) auf so niedrigem Drehzahlniveau, dass er bei anschließendem leichten Beschleunigen rasch zu untertourigem Brummen neigt, runterschalten tut die Automatik ohnehin erst nach einem kräftigeren Tritt aufs Gaspedal. Beim Beschleunigen in höheren Geschwindigkeitsbereichen (also ab 100, 120 aufwärts) macht der Audi einen sehr müden Eindruck, da sind sowohl X3 als auch XC60 wesentlich temperamentvoller.
Geräuschentwicklung
Abgesehen von den bereits genannten Motorgeräuschen fällt bei flotterem Autobahntempo (130 – 160) ein generell etwas höheres Geräuschniveau beim XC60 auf. Es ist eine Mischung aus Wind-, Motor- und Abrollgeräusch. Es wäre interessant zu sehen ob eine objektive Messung diesen subjektiven Eindruck bestätigt, oder ob einfach das Spektrum der Frequenzen zu diesen meinen unterschiedlichen Wahrnehmungen führt. X3 und Q5 sind gleichermaßen sehr ruhig, wenngleich sie natürlich bauartbedingt mehr Windgeräusche produzieren als klassische Limousinen/Kombis.
Ausstattung
Naja, dieser Vergleich ist fast unfair. Grundsätzlich hat der Volvo zwar alles was man braucht. Dennoch, bis auf ein paar wenige Sicherheitsfeatures (z.B. City Safety) sind Audi und BMW bezüglich Sonderausstattungen und Individualisierbarkeit eine andere Welt. Und ja, beide lassen sich das auch fürstlich löhnen. Der BMW macht hier auf noch einen Tick moderner als der Audi, ersichtlich vor allem an der Elektronik wie z.B. beim serienmäßigen Startknopf ohne Schlüsseleinschub. Generell tendiert man jedenfalls bei all den vielen tollen Extras dazu, viel Geld für Dinge auszugeben die zwar nett, aber eigentlich nicht wirklich notwendig sind.
Fazit
Vorab: Mit allen drei Fahrzeugen ist man sicherlich gut bedient und kann man viel Freude haben. BMW und Audi spielen auf sehr ähnlichem Niveau, hier werden vermutlich vor allem Emotion und Design die Auswahl des einen oder anderen tragen. Der X3 ist für mich das Fahrzeug mit dem spürbar leistungsstärkeren Antrieb (Motor, Getriebe, geringer Verbrauch), der Q5 ist eindeutig stärker komfortorientiert. Ohne dass sich beide grobe Schwächen leisten würden. Der XC60 bleibt ein interessanter Individualist – Markenimage und Fünfzylinder machen ihn zu einem sympathischen Charakter, der auch aufgrund seiner etwas vernunftsorientierteren Preisgestaltung eine echte Alternative darstellt.
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