Schätze haben es so an sich: Sie sind meist gut versteckt. Im Fall des kleinen Bergdorfs Sulden ist das nicht anders: Umkränzt von mächtigen Dreitausendern liegt es auf 1905 Meter Höhe weltabgeschieden in einem kleinen Hochtal über dem Vinschgau. Aber wenn es um Wintersport, um Romantik und Gastlichkeit geht, ist dieser Ort kaum zu toppen
Die letzten engen Kehren liegen hinter uns. Nur noch wenige Minuten, dann sind wir am Ziel unserer Winterträume. Plötzlich dieser Anblick: Eine weiße Bergspitze hoch über dem Taleingang beginnt im Licht des späten Nachmittags in sattem Gold zu leuchten, das Gipfelkreuz funkelt wie ein geheimnisvoller Edelstein…
Was für ein grandioser Empfang, den uns das kleine Bergdorf Sulden (1905 m) da bereitet. Wir fahren rechts an den Straßenrand, beobachten noch einige Augenblicke das fantastische Lichtspiel um die 3541 Meter hohe Vertainspitze.
Der wahre Herrscher über das romantische, von einem mächtigen Kranz hochaufragender Dreitausender gesäumte Hochtal ist allerdings der 3905 Meter hohe Ortler.
"König Ortler" nennen Südtiroler Bergfans den von einem dicken Eispanzer bedeckten Bergriesen ehrfürchtig. Zu viele, die sich ihm ohne den nötigen Respekt genähert haben, mussten das teuer bezahlen.
Als wir uns am nächsten Morgen in einer der Großkabinen der Seilbahn Sulden (sie gilt als die größte Luftseilbahn der Welt) in knapp zehn Minuten flott und ohne Wartezeiten hinauftragen lassen ins Madritsch-Skigebiet, zeigt sich uns der gewaltige Ortler allerdings von seiner schönsten Seite.
Fast zum Greifen nah steht das Suldener Dreigestirn - der Ortler, die Königsspitze (3859 m) und der Zebru (3740 m) - in eisiger Pracht da.
Genussskifahren auf autobahnbreiten, bestens gepflegten Pisten ist angesagt. Sie reichen bis dicht unter den Gipfel der Schöntaufspitze (und damit bis hinauf auf 3250 Meter) und gelten als schneesicher. So ist auch der Einkehrschwung in der urgemütlichen Madritsch-Hütte (2820 m) so gut wie garantiert.
Variantenreicher Pistenspaß in Sulden: Neben dem Madritsch-Skigebiet locken das Gebiet am Kanzellift und das durch eine neue Liftanlage aufgewertete Skigebiet am Langenstein Carving-Künstler von überall her an.
Aber nicht nur sie kommen im schneeweißen Winterparadies zu Füßen des Ortlers auf ihre Kosten: Geräumte Winterwanderwege, eine traumhafte Rundloipe im Tal und viele Möglichkeiten zum Schneeschuhwandern runden das weiße "Aktiv-Programm" ab.
Ein großzügiges Freizeit-Center mit Tennis-Halle, Aprs-Gaudi in gemütlichen Gasthöfen und Hotel-Discos, die wöchentlichen, spannenden Filmabende des Suldener Touristen-Pfarrers Dr. Josef Hurton - auch nach dem Brettl-Spaß ist für Kurzweil gesorgt.
Eine ganze Reihe komfortabler Hotels in allen Preisklassen versprechen dem Wintergast ein behagliches Ferien-Zuhause. Stellvertretend für das vielfältige Angebot wollen wir hier wenigstens einige Häuser nennen: das "Belvita Hotel Post", die Hotels "Marlet", "Zebru", "Cristallo", und "Cevedale" (alle vier Sterne), und die Drei-Sterne- Hotels "Eller", "Paradies", das "Julius Payer" und das "Parc Hotel" .
Wir fahren von Sulden talwärts, biegen im kleinen Dorf Gomagoi links auf die Stilfser-Joch-Straße ab und kommen wenig später ins malerische Bergdörfchen Trafoi. Auch hier kann man sich in einer Reihe gepflegter Hotels wie dem "Madatsch" oder dem "Bellavista" (beide haben drei Sterne) verwöhnen lassen.
Umrahmt von der Ortlergruppe, der Trafoier Eiswand, den Madatschspitzen und umgeben von 14 Dreitausendern liegt Trafoi auf 1570 Meter Höhe. Das Gebirgsdorf gilt als ein Geheimtipp für Familien mit kleinen Skianfängern.
Das Kinderparadies mit Übungshang und Zauberteppich beginnt direkt hinter der Hotelterrasse des "Bellavista". Fortgeschrittene Brettlkünstler bringt der Sessellift, der mitten im Ort beginnt, hinauf zur "Furkelhütte", den Hausberg von Trafoi. Zwei Schlepplifte surren hinter der Hütte bis auf 2550 Meter Höhe.
Zurück nach Sulden. Da gibt es noch eine echte Attraktion, die wir nicht versäumen dürfen: das vor gut einem Jahr eröffnete Bergmuseum des weltbekannten Gipfel-Stürmers und bekennenden Sulden-Fans Reinhold Messner. "Messner Mountain Museum Ortles" hat der Bergfreak dieses neue Museum genannt, das seine Besucher mit einer umfangreichen Gemäldesammlung der berühmtesten Alpenmaler in seinen Bann zieht. Und mit einem architektonischen Gag: Bei guten Wetterbedingungen sieht man durch einen Lichtspalt des unterirdischen Museums genau auf die schneeumwehte Spitze des Ortlers.
Von den optischen zu den kulinarischen Leckerbissen. Wir wären nicht in Südtirol, würden diese nicht auch in Sulden in verführerischer Qualität serviert. Schlutzkrapfen und Speckknödl, Pasta und köstliche Wildgerichte: Da wird man fast zwangsweise zum Kaloriensünder. Zum Beispiel in "Hartmann's Weinstuben" (im "Parc Hotel"), wo der Chef des Hauses seit Jahren zur Begeisterung seiner zahlreichen Gäste aufkocht.
Aber da Fettpölsterchen nicht gerade zu den beliebtesten Urlaubs-Souvenirs gehören, geht es am nächsten Tag wieder auf die Piste. Abfahrtsspaß ist angesagt - und dieser dauert bis zum 1. Mai 2006.
Erst danach versinkt Sulden im Winterschlaf. Doch nur für wenige Wochen. Denn wenn Mitte Juni die Blumen auf den Bergmatten zu duften beginnen, verwandelt sich das Suldener Hochtal von einem weißen in ein grünes Paradies. Nur eines wird sich nie ändern: Auch in Jahrhunderten noch wird der Ortler stille Wacht über das kleine, malerische Dorf am Himmel halten…
Was der Spaß kostet
Pauschalangebote: "Pärchenwoche" vom 25. März bis 1. April inklusive 7 Tage Halbpension und 6 Tage Skipass ab 657 Euro. Der Preis gilt für 2 Personen. Ebenfalls attraktiv: die "Familienwoche" vom 1. bis 8. April. Im Preis ab 688 Euro sind 7 Tage Halbpension für 2 Erwachsene und ein Kind bis 8 Jahre und der sechstägige Skipass miteingeschlossen.
Information
Ferienregion Ortlergebiet, I-39029 Sulden, Tel. 0039/ 0473/613015. http://www.ortler.it
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