Nova Scotia – Kanadas malerischer Osten
Schon sechs Stunden nach dem Start in Frankfurt beginnt der Landeanflug auf den Airport von Halifax. Bereits von oben sehen Sie, was Sie erwartet: endlose Wälder, die gesprenkelt sind mit betörend blauen Seen. Winzige Inseln in einsamen Meeresbuchten. Weiße Leuchttürme, bunte Fischerdörfer und natürlich jede Menge Natur - hautnah!
Zwölf Uhr mittags - High Noon in Halifax. Das ohrenbetäubende Krachen der Festungskanone grollt durch die Straßen der Stadt. Es hallt wider von den verspiegelten Glaspalästen an der Hollis Street, der Lower Water Street und den sonnenbeschienenen Straßenrestaurants unten am Hafen. Urlauber, die gerade bei "Salty's" ihren Seafood Chowder löffeln oder sich am Anblick der alten Zwei- und Dreimaster des Maritime Museums erfreuen, ziehen erschrocken den Hals ein …
Der mittägliche Kanonendonner von der alten Zitadelle - die Einwohner von Halifax lassen sich von ihm schon längst nicht mehr aus der Ruhe bringen. Er gehört in dieser geschichtsträchtigen Stadt einfach dazu. So, wie die fast trutzigen, aus grobem Stein gemauerten Häuser aus dem 18. Jahrhundert, die in Sichtweite des malerischen Hafens stehen, bis heute aus jenen turbulenten Zeiten erzählen, als von hier aus die Besiedlung Kanadas begann.
Unterwegs in der Provinz Nova Scotia, die nur gut sechs Flugstunden von Frankfurt entfernt liegt. Gelassen gleiten wir im Mietwagen auf breiten Highways durch endlose Wälder, stellen schon bald fest, dass der Kanonenschuss von Halifax auch schon so ziemlich das Äußerste an Geräuschkulisse war, das diese malerische Ecke ganz im Osten Kanadas zu bieten hat. Nova Scotia, ein Land der leisen Töne.
Nur das an- und abschwellende Rauschen des Atlantiks, das Krachen der Wogen auf nackten Fels ist machmal noch lauter, erinnert den Besucher daran, dass das Meer nie wirklich weit weg ist.
Fast hautnah spürt man die Urgewalt des Atlantik, wenn man über die Lighthouse Route von Halifax an der zerklüfteten Küste entlang in einer guten Stunde zum Fischerdörfchen Peggy's Cove fährt. Auf glatt geschliffenen Granitfelsen, die sich zu einem bizarren Kunstwerk der Natur aufgetürmt haben, thront weithin sichtbar der berühmte, gischtumtoste Leuchttum von Peggy's Cove.
Zurück nach Halifax - und dann, immer am Atlantik entlang, in Richtung Nordosten. Wir sind unterwegs auf dem Marine Drive. Wie die Lighthouse Route ist dieser eine der zehn Panoramastraßen Nova Scotias und folgt in zahllosen Kurven dem Küstenverlauf.
Und was für eine Küste das ist! Von kleinen Anhöhen schauen wir hinunter auf malerische Fischerdörfer. Wir umrunden weite Felsbuchten, in denen winzige Inseln, mit einzelnen Kiefern bewachsen liegen. Auf manchen stehen einsame Blockhüten und gelb oder weiß gestrichene Holzhäuser. Einige davon könnten auch uns gefallen. Die Preise sind, so hören wir, überraschend niedrig. Und wir entdecken weite weiße Strände wie den Clam Harbour Beach.
Kurz hinter Liscombe wendet sich der Marine Drive vom Atlantik ab, es geht nach Norden in Richtung Sherbrooke. Das frühere Dorf schottischer Einwanderer ist heute ein einziges, großes, lebendes Freilichtmuseum mit Hufschmied und Reitstall, Drugstore und Dorfkneipe - alles ist im Original enthalten.
Und wieder mal sind wir an der Küste gelandet - ganz oben auf der Insel Cape Breton im wilden Norden Nova Scotias. Hier windet sich der Cabot Trail als graues Band durch weite grüne Kiefernwälder. Ein einsamer Picknickplatz an der Pleasant Bay, wir dösen in der Sonne, blinzeln hinaus aufs Meer. Und plötzlich taucht, kaum einen Steinwurf weit entfernt, ein gewaltiger schwarzer Rücken aus dem Wasser. Ein Blasen, eine kleine Wasserfontäne, eine Schwanzflosse, die wieder in der Tiefe verschwindet. Whale Watching vom Ufer aus. So ist das in Nova Scotia.
Und am nächsten Tag gleich das Kontrastprogramm. "Hier wächst mein bestes Tröpfchen", schmunzelt Christian Jost und deutet auf sanft gewellte, grünbewachsene Hügel. Es sind die Weinberge des gebürtigen Deutschen, der hier, bei Malagash, eine Kellerei betreibt, die zu den bekanntesten im Land gehört. Eine ungewöhnliche Erfolgs-Story, die nur der begreifen kann, der weiß: Halifax liegt etwa auf der gleichen geografischen Höhe wie das Weinparadies Bordeaux.
Auch Jack ist auf die Früchte seiner Arbeit stolz. Aber diese wachsen nicht auf grünen Hügeln, sie kommen aus der Tiefe des Atlantiks. Es sind Lobster. Und die Exemplare, die Jack - wie seine Kollegen - hier in Sichtweite des Bilderbuch-Fischerstädtchens Lunenburg an Bord seines Boots holt, sollen mit zu den besten der Welt gehören
Wie verzaubert liegt Lunenburg da, während wir an einem sonnigen Spätnachmittag mit dem Lobster-Boot hinausfahren. Als wir den Hafen verlassen, kommt und vom Atlantik her die "Bluenose II" entgegen. Mit seinen schneeweißen Segeln ist der schnittige Schoner das schwimmende Wahrzeichen Kanadas. Ein Anblick, zum Niederknien schön!
"Nova Scotia - Oceans Playground". Vier Worte, die auf jedem Nummernschild stehen. Nova Scotia - die Spielwiese des Ozeans. Wir durften ein bisschen mitspielen. Um uns richtig auszutoben, dafür waren die zwei Wochen zu kurz. Macht nichts. Nächstes oder übernächstes Jahr kommen wir ohnehin wieder …
Copyright alle Fotos: Franz K. Schneider
Von Ende Mai bis Ende Oktober bietet Thomas Cook Airlines den Direktflug Frankfurt-Halifax- Frankfurt an.
Weitere Infos: Nova Scotia Tourism, Mettmann, Tel. 0 21 04/79 74 54. Oder: http://www.novascotia.com