http://www.x3-treff.de/achtung%2C-re...1%21-t134.html
Ein kurzes Vorwort. Die Bremsen am Auto sind zwar einer der Sicherheitsfaktoren schlecht hin, aber auch so ziemlich das letzte Terrain, das die Hersteller dem Hobby-Schrauber mit Spaß am "sichselbstkräftig Einsauen" gelassen haben.
Damit sei auch alles gesagt, was mir persönlich an der Sache wichtig ist.
Der Belagwechsel in einer BMW-Werkstatt kostet c.a. 90 Euro, die Scheiben noch dazu und so ist man mit c.a. 150 € Lohnkosten dabei.
Hier geht es rein um das Schrauben als Hobby. Falsche Sparsamkeit kann und sollte in diesem Fall nicht der Antrieb sein. SICHERHEIT GEHT JEDERZEIT VOR!!
Vorraussetzung für die nachfolgenden Arbeiten:
Gutes Werkzeug - keine halb vergammelten Imbusschlüssel aus der Haushaltsschublade. Ratsche in 1 1/4 und 1 1/2", gute Imbusbits 6 und 7 mm (der 7er sollte etwas länger sein als die Standard-Variante - mindestens 40 mm lang)
Ein Gummihammer, eine 17er Nuß (Radschrauben) und eine 18er Nuß (Federbeinaufnahme). Eine große Wasserpumpenzange. Eine Schraubzwinge und eine Drahtbürste.
Ein Rangierwagenheber und Stützböcke mit einer Zulassung von mindestens 2 Tonnen!
Ein Seil, eine "Pulle" WD40, etwas Kupferpaste, eine Schlüsselfeile und c.a. 2-3 Stunden Zeit.
Empfehlenswert jedoch nicht zwingend erforderlich sind Drehmomentschlüssel im Bereich zwischen 16-30 NM und 120 NM.
Original BMW-Ersatzteile sind absolut empfehlenswert. Benötigt werden die beiden Bremsscheiben, ein Satz Bremsbeläge und der Verschleißfühler.
!!!!Achtung!!!! Diese Anleitung unbedingt bis zu Ende lesen!! Zur Endmontage gehört auch der Aufbau des Bremsendrucks über das Bremspedal!
Los gehts ...
Das Auto aufbocken und mit dem Stützbock absichern. Wichtig: Keile unter die Hinterräder um das Auto vor dem Abrollen zu sichern.
Rad abmontieren und Lenkung so einschlagen (OHNE MOTOR!!), daß der Bremssattel nach Außen zeigt. (ACHTUNG: Hierbei stets den sicheren Sitz des Autos auf dem Bock überwachen!!)
Jetzt einen starken Schraubenzieher in eines der Lüftungslöcher der Bremsscheibe einstecken und gegen den Bremssattel verkanten. An dem Topf der Bremsscheibe befindet sich die 6er Imbusschraube, einen leichten Hammschlag auf den eingesteckten Bit und nun die Schraube lösen.
Nun die Halteklammer an dem Bremssattel nach vorne abziehen (mit der Wasserpumenzange die Mitte der Klammer greifen und zur Radnabe hin abhebeln)
Über den folgenden Arbeitsschritt kann man streiten, aber glaubt mir, in den Werkstätten wird es ganz genauso gemacht ...
Den Belag am Bremskolben mit der großen Wasserpumpenzange greifen und ein paar Millimeter zurück drücken.
Nun die beiden Kappen auf der Rückseite des Bremssattels entfernen und die dahinterliegenden Imbusschrauben mit dem langen 7er Imbusbit lösen und ein wenig herausziehen.
Den Bremssattel abnehmen und mit der Schnur hochbinden, damit er nicht an der Bremsleitung herunterhängt.
Jetzt mit der 18er Nuß die beiden 6-Kantschrauben, mit denen der Rahmen des Bremssattels am Federbein verschraubt ist, lösen und den Rahmen abnehmen.
Mit dem Hammer kurze, knappe Schläge auf entlang dem Radius auf verschiedene Stellen von hinten auf die Bremsscheibe geben (entweder direkt auf die Reibfläche, wenn die Scheiben eh erneuert werden oder auf den Rand der Scheibe).
Die Beläge aus dem Bremssattel entnehmen (Kolbenseitig in Druckrichtung abnehmen) und Bremssattel, Rahmen und Scheiben/Felgensitz an der Nabe mit der Drahtbürste, Zahnbürste oder Ähnlichem gründlich reinigen. Beim Bremssattel ist zu beachten, daß der Faltenbalg am Kolben auf Verschleiß überprüft werden sollte. Gegebenenfalls (aber zeimlich selten) muß auch er ersetzt werden. Auch die Anlagefläche des Kolbens reinigen aber darauf achten, daß Ihr mit der Bürste nicht an den Faltenbalg kommt und diesen beschädigt.
Nun muß der Bremskolben komplett zurückgedrückt werden. Hierfür gibt es einen effektvollen Trick: Einfach ein Holz an die Anlagefläche des Kolbens halten, mit einer Schraubzwinge gegen den Rücken des Bremssattels fixieren und langsam/vorsichtig zurückführen.
Jetzt die Auflagefläche der Beläge mit der Kupferpaste eintupfen. Auch die Anlagefläche des Kolbens dünn einstreichen und die Auflagefläche des Bremssattels an seinem Rahmen nicht vergessen.
So sollte es aussehen. An diesen Stellen entsteht Reibung auch unter hohen Temperaturen, daher muß Kupferpaste dran.
Folgendes mag altmodisch und eventuell überflüssig sein, aber ich reinige die Bremsscheiben mit einem Acetonreiniger vor dem Einbau und ich breche die Kanten der Beläge mit einer Schlüsselfeile.
Die Schrauben sollten vor dem Wiedereinbau lediglich gereinigt werden, nicht gefettet.
Nun kann die Bremsscheibe wieder aufgesetzt, und mit dem 6er Imbus angezogen werden (Anzugsmoment 16 NM).
Den Rahmen des Bremssattels wieder mit dem Federbein verschrauben (6-Kantschrschrauben -nur leicht ölen- und anziehen. Werksangabe 110 NM was mir als zu fest vorkommt. Ich stoppe bei 100 NM) und den Bremssattel wieder einsetzen. Diesen mit den Imbusschrauben festziehen (Anzugsmoment 30 NM) und die Kappen wieder aufsetzen.
Die Halteklammer am Bremssattel aufsetzten und festklopfen.
Nun das Rad montieren und die Radschrauben wie gewohnt über Kreuz mit 120 NM anziehen.
Auf der linken Seite (Fahrerseite) befindet sich der Belag-Verschleißfühler. Dieser sollte vor dem Abbau des Sattels vom Belag abgezogen werden, da sich dann der Kolben leichter eindrücken lässt. Montage des neuen Fühlers (Pflicht beim Wechsel der Beläge) zum Schluß. Einfach wieder in die vorgesehene Aussparung am Bremsbelag einstecken und die Kabelführungen wieder montieren (zusammenstecken)
Nach diesen Arbeiten herrscht im Bremssystem kein Druck mehr und die Bremse funktioniert erstmal nicht
Vor der ersten Fahrt, egal wie lang die auch ausfallen soll, den Bremsendruck wieder aufbauen indem man bei laufendem Motor ein paar mal das Bremspedal durchtritt. Das ist oberstes Gebot, selbst wenn man das Auto nur eben aus der Garage fahren möchte!!!
Nochmals der Hinweis: dringend wird davon abgeraten, sich an die Bremse zu begeben, wenn man soetwas noch nie gemacht hat. Geld spart man dadurch nicht wirklich und man bringt sich und Andere definitiv in eine unkalkulierbare und unnütze Gefahr wenn man nicht weiß, was man da an der Bremsanlage tut.
Wenn ich Euch nun immer noch nicht davon abgehalten habe, Eure Bremse selber zu machen, dann wünsche ich Euch viel Spaß 8)
Es grüßt, Euer Christof